Ursprüngliche http Adresse:
http://www2.pds-online.de/bt/presse/1997/03/19970317-002.htm
Datum : 17.03.1997
Nr.   : 1446
Thema : Gysi / Gauck

»FOCUS«-Meldung offensichtlicher Unsinn

In seiner Meldung »800 Seiten gegen Gysi« behauptet der »FOCUS« in seiner aktuellen Ausgabe, daß eine neue Beweisführung gegen Gregor Gysi dadurch möglich wurde, daß nicht nur die Akten des »IM Notar«, sondern die »Akten früherer Gysi-mandanten gegengelesen« worden seien.

In Wirklichkeit gab und gibt es keine »IM Notar«-Akte, ist ein »IM Notar« bei der entsprechenden MfS-Abteilung nicht einmal registriert gewesen. Soweit es Verdachtsmomente gegen Gregor Gysi gab, beruhten diese schon immer auf Unterlagen aus den Akten seiner früheren Mandanten, wie die Anlagen zur Gutachterlichen Stellungnahme der Gauck-Behörde vom Mai 1995 ausweisen.

Allerdings belegen die personenbezogenen Unterlagen des MfS zu Gregor Gysi eindeutig, daß er kein Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit war, mit dieser nicht zusammengearbeitet hat, ein Anwerbungsversuch schon von der Staatssicherheit abgelehnt wurde und er stattdessen seit 1986 selbst durch die Staatssicherheit observiert wurde.

Ähnlich wie vor einiger Zeit die »Bild-Zeitung« verzichtet auch der »FOCUS« auf jegliches Zitat aus der Expertise sowie aus den Anlagen. Sollte in der Stellungnahme der Gauck-Behörde - die hier noch nicht vorliegt - tatsächlich die Behauptung aufgestellt werden, daß Gregor Gysi nicht nur abgeschöpft wurde, sondern auch als »Informant« des MfS bezeichnet werden könne, dann wäre dies falsch. Eine solche Behauptung wäre aber auch nicht neu, da sie von der Gauck-Behörde in ihrer Gutachterlichen Stellungnahme vom Mai 1995 ebenso unbewiesen aufgestellt wurde. Diese Gutachterliche Stellungnahme ist bekanntlich von den Gerichten in Berlin und Hamburg zurückgewiesen worden. Sie wird im »FOCUS«-Beitrag nicht einmal erwähnt, um den falschen Eindruck zu erwecken, daß irgend etwas erstmalig und auf völlig neuer Grundlage behauptet wird.

Nun muß auch der »FOCUS« erklären, weshalb das Gutachten vom Mai 1995 für ihn damals der Weisheit letzter Schluß war, und heute nicht einmal mehr der Erwähnung wert ist. Die neue Expertise - oder was immer es ist - wird das gleiche Schicksal erfahren wie das Gutachten vom Mai 1995.

Berlin, 17. März 1997

Jürgen Reents, Pressesprecher

Automatische Seitengenerierung © IPN ´97