Die Kleine WissenschaftlerIn

Nr. 24, Januar 1999


Inhalt:

Titelblatt
Summary
Editorial
FU-Strukturplanung - nach Erbhof-Methode gepaart mit Super-Pessimissmus
Lehrevaluation und Nachwuchsförderung
Hochschuldidaktische Veranstaltung - Ein Wochenendseminar mit dem Titel teaching the teachers
Selbstkontrolle in der Wissenschaft
Wir sind die Aktiv(i)st(inn)en - unsere Kandidaten
Hier ist gerade noch Platz
All animals are equal
Iltis, Lans und Taku
Promotionsförderung an der FU
Ein Mission Statement für die Lehre an der FU
Die letzte Seite


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Summary

[fehlt noch]

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LiebeR LeserIn,

die 24. Ausgabe liegt vor Ihnen. Anders als die so sich nennende "Alternativ-undogmatische Liste" deren Blatt nur zu Wahlen erscheint, erscheinen wir auch zu Wahlen. Diesmal mit folgenden Themen:

Die FU hat einen Strukturplan. In mühevoller und zugegebenermaßen transparenter Arbeit entstanden. Der Senator hat daran noch schöngeschrieben, weil er es für den Wissenschaftsrat so brauchte. Der hat's aber gemerkt und kritische Fragen gestellt. Was wir davon halten, steht im nachfolgenden Artikel. Daß die Lehre evaluiert werden muß, ist für uns inzwischen selbstverständlich. Wie der FB Humanmedizin das macht, ist ein wenig weiter unten nachzulesen; ein Bericht eines Kollegen von einer entsprechenden Veranstaltung ist wiedergegeben. Voll von Lob!

Die DFG hat nach dem Hermann/Brach-Skandal eine Kommission eingesetzt, die sich über die Sicherstellung guter Forschung Gedanken machen sollte. Wir finden das Kommissionsergebnis so beachtlich, daß wir Teile daraus nachdrucken und die Diskussion an der FU eröffnen wollen. Los geht's. Wer von uns für Sie bei den anstehenden Wahlen kandidiert, finden Sie unter der Rubrik "Wir sind die Aktiv(i)st(inn)en".

Und weil "gerade noch Platz ist" geben wir Ihnen am Beispiel der neuen Teilgrundordnung (das ist die Erprobungsklausel-Geschichte) einen Einblick darüber, wie an der FU ein solches Vorhaben nach einjähriger Vorbereitung dann doch in Windeseile durchgezogen wird und wie hinterher was anderes rauskommt, als alle gewollt haben.

All animals are equal, aber der Kern der alternativ-undogmatischen Liste, der SED-Staat-Forschungsverbund, ist equaler.

Anfragen zum Thema werden im AS nicht beantwortet. Daß im AS auch mal was klargeht, können Sie in dieser Ausgabe nachlesen: Die FU hat jetzt einen Rudi-Dutschke-Weg! Wer aber möchte, daß nach der Begebenheit "Kommandant Lans des Kriegsschiffes Iltis beschießt den Hafen Taku während des Boxeraufstandes 1900/01" so benannte Straßen umbenannt werden können, der darf sich der abgedruckten Resolution bedienen.

Welche bislang noch weitgehend unbekannten Promotionsförderungsmöglichkeiten es an der FU gibt, geben wir aus der Arbeit der FNK wieder. Und dann machen wir noch einen Vorschlag für das Selbstverständnis der FU in Sachen Lehre. Darüber darf nachgedacht und diskutiert werden ... Wie z.B. auf der letzten Seite! Und nun mal los!

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FU-Strukturplanung - nach Erbhof-Methode gepaart mit Super-Pessimismus

Wenn, wie im Lande Berlin, eine Finanz-Misere die nächste ablöst, bleibt auch der Etat für die Hochschulen, der immerhin rund 10 Prozent des Berliner Staatshaushaltes ausmacht, auf die Dauer nicht verschont. In der Krise sind die Planer genauso gefragt wie zu Boomzeiten, und die Planungsmethoden sind eigentlich immer die selben:

Methode 1 - Das distributive Modell: Man/frau fragt sich, wieviel Studienplätze in den einzelnen Fächern nach bestimmten Maßstäben bereitgestellt werden können. Wenn die Größe der Torte definiert ist, verteilt man/frau die Personal- und Sachausstattung entsprechend auf die einzelnen Fächer.

Methode 2 - Das innovativ-redistributive Modell: Man/frau entwickelt wissenschaftspolitische Ziele, neue Studienangebote und Studienstrukturen, neue Forschungsgebiete, interdisziplinäre Ansätze usw. Im Boomfall ist das eher unproblematisch, im Krisenfall muß man/frau sich sehr genau überlegen, wie die Torte neu verteilt werden kann und auf wessen Kosten dies gehen soll.

Methode 3 - Das Erbhof-Modell: Man/frau überlegt sich, wieviel Professuren ein Fach haben soll und läßt sich dabei von der existierenden Struktur leiten. Im Krisenfall geht es nur noch darum, welche davon unverzichtbar sind (sogenannte Eckprofessuren) und wie groß die Ausstattung mit wissenschaftlichem und sonstigem Personal dieser Professoren sein soll.

Das distributive Modell ist die Standardmethode von Ministerien und Wissenschaftsrat. So verlangt auch die Berliner Politik, allen voran der Regierende Bürgermeister, daß die Zahl von 85.000 Studienplätzen in Berlin keinesfalls unterschritten werden darf. Im Bereich der Naturwissenschaften sollen davon mindestens 12.000 erhalten bleiben. Bis 1993 gab es in Berlin 115.000 Studienplätze - auf denen allerdings 150.000 StudentInnen studierten.

Das innovativ-restributive Modell wird gewöhnlich von den Hochschulen als Planungsmodell beansprucht, aber in der Regel bleibt es bei dem Anspruch. Entsprechende Bemühungen des Mittelbaus und der StudentenInnen im Akademischen Senat der FU (AS) wurden bislang immer bald ausgebremst.

Im Wesentlichen nach Methode 3 haben dagegen die Entwicklungsplanungskommission (EPK) und der AS geplant und beschlossen. Natürlich bemühte man/frau sich dabei, bestimmte Akzente zu setzen und sich mit HU, TU und Uni Potsdam fachlich abzustimmen. Gelungen ist dies eigentlich nur bei den Naturwissenschaften, in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist eher das Gegenteil der Fall.

Gegenstand der aktuellen Diskussion sind deswegen sowohl die Zahl der im Jahr 2000 in Berlin und an der FU noch verbleibenden Studienplätze, als auch die inhaltliche Abstimmung zwischen FU, HU, TU und Uni Potsdam vor allem auf dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Und diese Diskussion ist nicht nur zwischen den Hochschulen und dem Senator sondern vor allem mit dem Wissenschaftsrat zu führen, der schon dabei ist, die Strukturpläne der Berliner Universitäten zu begutachten.

Rahmenbedingungen und Fakten

Im April 1997 wurde in den sog. Hochschulverträgen zwischen dem Senat von Berlin und den einzelnen Hochschulen die Summen festgelegt, die jeweils in den Jahren 1998 bis 2000 aus dem Berliner Haushalt zur Verfügung gestellt werden. Nach diesem Vertrag soll der Zuschuß für die FU (ohne Medizin) von 565 Mio. DM im Jahr 1997 auf 512 Mio. DM im Jahr 2000 sinken. Zuvor waren zusätzliche Kürzungen in Höhe von 37 Mio. DM bis zum Jahr 2003 festgelegt worden, so daß der FU auf Dauer nur noch 84 Prozent des ursprünglichen Zuschußbetrages zur Verfügung stehen. In dieser verbleibenden Summe sind allerdings auch Gehaltssteigerungen, Zuwächse bei der Altersversorgung und Inflationsrate enthalten.

Nach Auffassung von EPK und FU-Hochschulleitung verlangt diese Finanzkürzung, daß die Zahl der Professoren an der FU von über 570 auf 360, die des Mittelbaus von über 1.200 auf 960 und die der Sonstigen MitarbeiterInnen von über 2.200 auf 1.320 zu sinken habe. Dies hat dann auch der AS im Juli 1997 beschlossen - trotz vieler geäußerter Zweifel vor allem der StudentInnen und des Mittelbaus.

Mit der im Dezember 1997 auf Vorschlag der EPK im AS beschlossenen und im März 1998 der Wissenschaftsverwaltung vorgelegten Strukturplanung der FU ergeben sich insgesamt folgende Veränderungen gegenüber dem Ist-Stand im Februar 1998:

  Ist-Ausstattung (Februar 1998)
Stellen
Strukturplan 2003
Stellen
(in % der Ist-Ausstattung 1998)
Prof. Akad.
Mitarb.
Sonst.
Mitarb.
Prof. Akad.
Mitarb.
Sonst.
Mitarb.
Geistes- und Sozialwiss.
 
367 641 586 248
(67%)
492
(77,1%)
330
(56%)
Naturwiss.
 
166 365 497 120
(75%)
325
(90%)
330
(66%)
FU insgesamt
(ohne Medizin, aber einschl.
ZUV, ZE, UB)
537 1193 2185 368
(69%)
817
(68,5%)
1.320
(60%)

Um die Innovation in den Geistes- und Sozialwissenschaften nicht ganz unter den Tisch fallen zu lassen, sind 17 der 248 Professorenstellen und 20 der 492 Mitarbeiterstellen in diesem Bereich als Planungsreserve ausgewiesen, über die die FU-Leitung verfügen kann. Aber da der Stellenrahmen - der zusätzlich noch eine Finanzreserve von fünf Prozent enthielt - um rund ein Drittel gekürzt wurde, obwohl der Finanzrahmen selbst im ungünstigsten Fall nur um 16 Prozent schrumpfen wird, wirkt sich das natürlich auf die Zahl der Studienplätze aus. Diese fällt mit 21.370 (einschließlich Medizin) deutlich geringer aus, als vom Senator erwartet. Die Wissenschaftsverwaltung ermittelte statt dessen 23.000 Studienplätze. Von den Berliner Hochschulen läßt sich nur die FU vom Pessimismus leiten und geht von der Annahme aus, daß es bei den bisher für die Jahre 2001-2003 vorgesehenen Kürzungen bleibt. Dabei ist diese Kürzungssumme Gegenstand von Verhandlungen und durchaus mit innovativen Strukturkonzepten zu kippen.

Deswegen: Innovationen müssen her!

Die Zeiten des Berliner Inseldaseins sind ein für allemal vorbei, deswegen wird sich die FU auch künftig weit mehr als bisher in einem Wettbewerb mit anderen Hochschulen in Berlin, überregional und international befinden.

Die FU muß den Berliner Senat und das Abgeordnetenhaus sowie andere Geldgeber davon überzeugen, daß sie

Die FU muß InteressentInnen und Studierende anderer Universitäten davon überzeugen, daß es sich lohnt an die FU zu kommen oder zumindest zeitweise hier zu studieren.

Die FU muß für herausragende WissenschaftlerInnen attraktiv sein, insbesondere auch für jüngere WissenschaftlerInnen.

In einer Zeit knapper Kassen kommt es deswegen vor allem auf inhaltliche und organisatorische Ideen an, wie man die FU weiterhin interessant und attraktiv macht. Als Beispiel seien zwei Projekte genannt, die facherübergreifend und fächerverbindend sind und daher viele ansprechen werden:

1) Ausbau der Umweltwissenschaften

Die FU verfügt - auch nach Meinung des Wissenschaftsrats - über eine ausbaufähige Umweltforschung und -lehre. Die Stärken der sozialwissenschaftlichen Umweltforschung können durch engere Kooperation mit den Naturwissenschaften sogar noch wachsen. Künftig wird sich Umweltpolitik auf die Umsetzungsproblematik von langfristigem und integriertem Umweltschutz im Sinne nachhaltiger Entwicklung konzentrieren. Bisher ist die Umweltpolitik den komplexen Gestaltungsanforderungen einer innovationsorientierten Umweltpolitik in den Unternehmen kaum gerecht geworden. Forschung und Lehre hierzu stehen häufig erst am Anfang. Deswegen sollten die Umweltwissenschaften an der FU entsprechend ausgebaut und vernetzt werden.

Das Arbeitsfeld setzt zudem eine enge Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis sowie Interdisziplinarität voraus. Im Sinne dieser doppelten Vernetzung sollen die unterschiedlichen Dimensionen unternehmensbezogener Umweltpolitik in zentralen Praxisfeldern bearbeitet werden. Im Vordergrund sollte die Analyse der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stehen, die eine Umweltorientierung von Unternehmen begünstigen. Dabei wäre zu international anschlußfähigen Problemlösungen im Sinne der Agenda 21 beizutragen.

Schwerpunkt der Forschung sind zum Beispiel: Klimaschutz, Verkehrswende und nachhaltige Produktion.

Für einen Ausbau der Lehre kann an den Erfahrungen des stark nachgefragten, fächerübergreifenden Wahlfaches "Umweltmanagement" angeknüpft werden. Die bestehende Vernetzung dieses Studienangebotes mit Umweltdienstleistern, Industrieunternehmen und Institutionen des öffentlichen Umweltmanagements ist eine wesentliche Voraussetzung für studienbegleitende berufsqualifizierende Praktika im öffentlichen und betrieblichen Umweltmanagement. Nicht nur Forschungsprojekte, sondern auch Lehre und Studium können durch eine personelle Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verbessert werden.

2) Einrichtung und Ausbau eines Zentralinstituts Moderner Vorderer Orient

Bisher wurde an deutschen Universitäten traditionell nur der Alte Vordere Orient und an der FU z.T. auch der Moderne Vordere Orient behandelt. Allerdings war dies weitgehend auf die arabische Welt beschränkt. Die Regionen der Türken, Kurden und andere Kulturen und Gesellschaften, aus denen Hunderttausende von Arbeitsmigranten und politischen Flüchtlingen nach Deutschland gekommen sind, finden nahezu kein organisiertes wissenschaftliches Interesse. Es fehlen in vielen Berufen (Lehrer, Publizisten u.a.) und bei den Betroffenen selbst, grundlegende Kenntnisse der Geschichte, der Sprachen, der Kultur und Literatur, der sozialen Verhältnisse, der Wirtschaft usw. Hier könnte die FU für eine bedeutende Minderheit in Berlin mit über 250.000 Angehörigen aber auch bundesweit wissenschaftliches Profil gewinnen und wichtige Aufgaben für die Gesellschaft übernehmen. Es gilt, hier noch vorhandene Planungsreserven zu nutzen, um ein Zentralinstitut mit breitem Aufgabenspektrum aufzubauen, indem auf die Region spezialisierte HistorikerInnen, SprachwissenschaftlerInnen, LiteraturwissenschaftlerInnen, PolitikwissenschaftlerInnen, SoziologInnen, WirtschaftswissenschaftlerInnen und GeografInnen in Lehre und Forschung zusammenarbeiten und Studien- und Weiterbildungsprogramme und Forschungsprojekte entwickeln.

Welch interessante und wichtige Aufgabe! Und innovativ noch dazu!!

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Lehrevaluation und Nachwuchsförderung

Es ist in Mode gekommen, Qualität und Quantität der universitären Lehre anzuzweifeln und ihre Kontrolle und Bewertung zu fordern. Um die Güte des Unterrichts zu überprüfen, bestehen verschiedene Möglichkeiten, z.B. eine externe Begutachtung (meist einmalig), evtl. kombiniert mit einer Befragung von Personalchefs verschiedener Unternehmen nach der Qualität der Absolventen verschiedener Hochschulen (Focus?), Befragung/Begleitung durch Peergroups oder durch die Betroffenen, die Studierenden. Die letztgenannte Form ist vermutlich die am einfachsten zu realisierende und deswegen die häufigste. An der FU war das Projekt Pro Lehre (PPL) beauftragt, Möglichkeiten zur Evaluation von Lehre zu entwickeln. Standardisierte Fragebögen wurden erarbeitet, samt EDV-gestützter Auswertung. Die Durchführung der Evaluierung fand in einigen Bereichen ebenfalls unter des Ägide des PPL statt.

Im Fachbereich Humanmedizin wurde im Wintersemester 1996/97 auf Betreiben der Ausbildungskommission anhand von Vorlagen des PPL ein Fragebogen erarbeitet, in allen Kursen ausgegeben und vom PPL ausgewertet. Die Kosten übernahm der Fachbereich. Da der personelle Aufwand groß ist, wurde eine jährliche Evaluierung der Lehrveranstaltungen im Fachbereichsrat beschlossen. Im Wintersemester 1997/98 wurde die Evaluation dann vom Fachbereich mit einem selbst entwickelten Fragebogen erneut durchgeführt und ausgewertet (EDV-gestützt). Die Ergebnisse lagen der Kommission in den Sommermonaten zur Diskussion intern und mit den Betroffenen vor. Nach der ersten Evaluation hatte die Ausbildungskommission die Veranstalter der schlecht bewerteten Kurse eingeladen, um mit Ihnen gemeinsam die Schwierigkeiten zu besprechen und Verbesserungsmöglichkeiten herauszufinden. Diesmal konnten sich die betroffenen Kursleiter/Kursleiterinnen nach Bekanntgabe der Ergebnisse an die AK wegen Diskussion und Unterstützung wenden. Zu Beginn des Semesters wurden die Ergebnisse öffentlich ausgehängt: im Studierendencafé des Klinikums, im Eingangsbereich von Biochemie/Physiologie in der Arnimallee und in der Zahnklinik. Das Interesse der Studierenden wie der Lehrenden war groß. Die Bewertungen selbst erscheinen meist differenziert und reflektiert, im Gegensatz zu den anfänglichen Befürchtungen mancher Professoren. Es bleibt zu wünschen, daß die Evaluation zur Verbesserung der Lehre beiträgt.

Eine qualitative Verbesserung der Lehre ist mit Sicherheit durch hochschuldidaktische Aus- bzw. Fortbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses möglich. Leider wurde dieser Aspekt in vielen Fachbereichen und innerhalb der gesamten FU sehr vernachlässigt. Da sicher niemand behaupten möchte, als Hochschullehrer geboren zu sein, sollte die Ausbildung des universitären Nachwuchses nicht auf das Vermitteln "guter wissenschaftlicher Praxis" beschränkt bleiben, sondern auch die Ausbildung in Didaktik, Gesprächsführung u.ä. einschließen. Leitlinien, nach denen solche Ausbildung stattfinden kann, sollten die Ausbildungskommissionen der Fachbereiche jeweils für ihre Bereiche erarbeiten. Gleichzeitig müssen die Ausbildungskommissionen finanzielle Ressourcen erhalten um Kurse u.a. zu finanzieren. Dies sollte in den für das Jahr 1999 anstehenden Umstrukturierungen der Fachbereiche und Dekanate (Erprobungsklausel und Neustrukturierung der FU) möglich sein.

Die AK des FB Humanmedizin suchte für die Erstellung eines Fortbildungskonzeptes für seine neueingestellten wissenschaftlichen MitarbeiterInnen Ansprechpartner. In der Medizinischen Psychologie fanden sich kompetente Menschen, die gemeinsam mit der Ausbildungskommission ein Anforderungsprofil erarbeiteten. Es entstand ein Programm, das für jede/n neu eingestellte/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/In eine didaktische Fortbildung mit Schulung der Rhetorik, der Gesprächsführung usw. vorsah. Die erste dieser Fortbildungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs fand im Oktober statt und wurde vom Fachbereich Humanmedizin finanziert.

Wir hoffen, daß solche Kurse in Zukunft nicht nur im Fachbereich Humanmedizin regelmäßig stattfinden werden und die Universität ihre Verantwortung für die Qualität der Lehrenden ernster nimmt und Mittel und Personal dafür bereitstellt.

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Hochschuldidaktische Veranstaltung

Ein Wochenendseminar mit dem Titel: teaching the teachers

Etwa zwanzig wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Fachbereich der Humanmedizin fanden sich am letzten Wochenende im Oktober in einem Seminarraum mit Lehrern, die die Lehrenden das Lehren unterrichten sollten, zusammen.

Eine Melange von Wimi`s unterschiedlicher Erfahrungshorizonte mit ebenso differenzierten Erwartungen stellte sich am ersten Tag vor. Ein überwiegender Anteil der Anwesenden konnte schon auf eine langjährige Lehrerfahrung zurückblicken.

Ein kleiner und dennoch ein durchaus wichtiger Anteil von jungen Wimi's, v.a. Zahnmediziner, zählten zu den Debütanten des Metiers und konnten allenfalls von ihrer ersten Vorlesung, die sie selbst gehalten haben, berichten.

Die einen wollten nun erfahren, ob sie in ihrer bisherigen Karriere als Lehrer an der "Bildungselite" gute Dienste geleistet haben oder ihr System vollständig überdenken müßten, um den didaktischen Grundsätzen zu genügen. Einige wollten sich lediglich durch neue Inhalte anregen lassen. Die anderen dagegen, noch von einem ungetrübten Idealismus beseelt, wollten wissen, was Didaktik ist und wie sie angewendet wird - mit dem Anspruch, was kann ich nach den Regeln der Kunst effektiv besser machen, was meine Lehrer "falsch gemacht haben" In der Tat eine Herausforderung.

Es ist zu begrüßen, daß diese hochschuldidaktische Veranstaltung auf Initiative des Prodekans für Studium und Lehre und der Ausbildungskommision des Fachbereichs Humanmedizin ins Leben gerufen wurde.

Was an britischen Universitäten schon zum Alltag gehört, nämlich ihre frisch unter Vertrag genommenen Lehrer erst einmal selbst auf die Schulbank zu schicken, ist bei uns hier an der FU-Berlin im Fachbereich Humanmedizin ein immerhin zu würdigender Anfang. Geschulte Didaktikkenntnisse sollen uns helfen, unsere traditionellen Lehrveranstaltungen im Hinblick auf die Motivation von Studenten kritisch zu hinterfragen.

Die Ausgangssituation bei der überwiegenden Zahl der Wimis sind keine oder nur wenige Didaktikkenntnisse. Woher auch? Angesichts der Erfahrung, die man tagtäglich als Student in Lehrveranstaltungen machen kann, möchte ich provokant behaupten, daß es heutzutage eher als obsolet gelten sollte, vor den Studenten noch selbstdarstellerisch, unnahbar zu monologisieren.

Eine höchst kompetente Lehrerschaft unter Leitung von Herrn Prof. Rosemeyer und Frau Dr. Dorothee Heckhausen führten die lehrenden Lernenden in einem zweitägigen Crash-Kurs in die Geheimnisse der Lehre ein.

Diese Veranstaltung, die ein umfangreiches Angebot an interessanten Themen aus der hohen Schule der Didaktik vorstellte, konnte letztendlich nur als Ideenquelle bzw. Anregung verstanden werden.

Es wurde ein reichhaltiges Angebot von der Planung eines strukturierten Unterrichts über die Psychologie des Lernens bis hin zum gruppendynamischen Erarbeiten von Aufgaben der Kommunikation, Umgang mit Kritik sowie die Motivierung von Studenten in vergleichender Gegenüberstellung mit den Lehrenden erarbeitet und noch vieles mehr.

Sicherlich waren alle Themen berechtigt und wichtig, doch wurden gerade praxisrelevante Übungen, wie die Selbstdarstellung eines improvisierten Vortrages vor einer laufenden Videokamera, nur für einzelne der Teilnehmer als lehrreiches Beispiel möglich.

Gerade diese Übungen, welche den Alltag im Umgang mit den Studenten simulieren, reflektieren helfen sollen, um anschließend von einer ausgewählten Fachjury konstruktiv kritisiert zu werden, sollte intensiver erfolgen und für jeden zugänglich sein.

Man kann nur hoffen, daß diese wichtige Veranstaltung regelmäßig stattfinden wird, und auch nach dem Lernen der Grundlagen eine praxisorientierte Fortsetzung mit gleicher Besetzung der Lehrenden folgen wird.

Ich bin der Meinung, daß für alle Jungakademiker ohne Lehrerfahrung diese Schulung als selbstverständlich angenommen werden sollte, um die Studenten aus dem teilweise frustrierenden und verkrusteten Lehrbetrieb durch frisch erworbene Schlüssel der Motivation wieder an der Lehre zu begeistern, frei nach dem Motto: mehr Wissen macht mehr Lust! Ergo, die Zukunft der Lehrenden gewinnt an Freude und Motivation.

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Selbstkontrolle in der Wissenschaft

DFG-Kommission erarbeitet Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat 1997 in Reaktion auf einen besonders spektakulären Fall von Wissenschaftsbetrug, in dessen Zentrum die Professoren Dr. Marion Brach (Lübeck) und Dr. Friedhelm Herrmann (Ulm) stehen, eine international zusammengesetzte Kommission unter dem Vorsitz ihres damaligen Präsidenten, Prof. Dr. W. Frühwald, berufen.

Diese Kommission sollte
- Ursachen von Unredlichkeit im Wissenschaftssystem nachgehen
- präventive Gegenmaßnahmen diskutieren
- die existierenden Mechanismen wissenschaftlicher Selbstkontrolle überprüfen und Empfehlungen zu ihrer Verbesserung aussprechen.

Diese Kommission hat am 9.12.1997 "Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" veröffentlicht und 16 Empfehlungen ausgesprochen. Da wir der Meinung sind, daß diese ausgezeichneten Empfehlungen eine sehr gute Grundlage für eine dringend notwendige Diskussion sind, möchten wir sie im folgenden abdrucken. Die Kurzfassung sowie der ausführliche Text der "Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" mit den Begründungen der einzelnen Empfehlungen finden sich auf der Web-Site der DFG (http://www.dfg.de/) unter dem Stichwort "Aktuelles".

Die folgende Zusammenfassung wurde von der Kommission selbst, mit einigen Vorbemerkungen, die wir hier nicht mit abdrucken, im Internet veröffentlicht.

Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis

Zusammenfassung der Empfehlungen der Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft"

  1. Regeln guter wissenschaftlicher Praxis sollen - allgemein und nach Bedarf spezifiziert für die einzelnen Disziplinen - Grundsätze insbesondere für die folgenden Themen umfassen:

    allgemeine Prinzipien wissenschaftlicher Arbeit, zum Beispiel
    - lege artis zu arbeiten,
    - Resultate zu dokumentieren,
    - alle Ergebnisse konsequent selbst anzuzweifeln,
    - strikte Ehrlichkeit im Hinblick auf die Beiträge von Partnern, Konkurrenten und Vorgängern zu wahren,
    - Zusammenarbeit und Leitungsverantwortung in Arbeitsgruppen (Empfehlung 3),
    - die Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Empfehlung 4),
    - die Sicherung und Aufbewahrung von Primärdaten (Empfehlung 7),
    - wissenschaftliche Veröffentlichungen (Empfehlung 11).

  2. Hochschulen und außeruniversitäre Forschungsinstitute sollen unter Beteiligung ihrer wissenschaftlichen Mitglieder Regeln guter wissenschaftlicher Praxis formulieren, sie allen ihren Mitgliedern bekanntgeben und diese darauf verpflichten. Diese Regeln sollen fester Bestandteil der Lehre und der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses sein.

  3. Die Leitung jeder Hochschule und jeder Forschungseinrichtung trägt die Verantwortung für eine angemessene Organisation, die sichert, daß in Abhängigkeit von der Größe der einzelnen wissenschaftlichen Arbeitseinheiten die Aufgaben der Leitung, Aufsicht, Konfliktregelung und Qualitätssicherung eindeutig zugewiesen sind und gewährleistet ist, daß sie tatsächlich wahrgenommen werden.

  4. Der Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses muß besondere Aufmerksamkeit gelten. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollen Grundsätze für seine Betreuung entwickeln und die Leitungen der einzelnen wissenschaftlichen Arbeitseinheiten darauf verpflichten.

  5. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollen unabhängige Vertrauenspersonen/Ansprechpartner bestimmen, an die sich ihre Mitglieder in Konfliktfällen, auch in Fragen vermuteten wissenschaftlichen Fehlverhaltens, wenden können.

  6. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollen ihre Leistungs- und Bewertungskriterien für Prüfungen, für die Verleihung akademischer Grade, Beförderungen, Einstellungen, Berufungen und Mittelzuweisungen so festlegen, daß Originalität und Qualität als Bewertungsmaßstab stets Vorrang vor Quantität haben.

  7. Primärdaten als Grundlagen für Veröffentlichungen sollen auf haltbaren und gesicherten Trägern in der Institution, in der sie entstanden sind, für zehn Jahre aufbewahrt werden.

  8. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollen Verfahren zum Umgang mit Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens vorsehen. Diese müssen von dem dafür legitimierten Organ beschlossen sein und unter Berücksichtigung einschlägiger rechtlicher Regelungen einschließlich des Disziplinarrechts folgendes umfassen:
    - Eine Definition von Tatbeständen, die in Abgrenzung zu guter wissenschaftlicher Praxis (Nr. 1) als wissenschaftliches Fehlverhalten gelten, beispielsweise Erfindung und Fälschung von Daten, Plagiat, Vertrauensbruch als Gutachter oder Vorgesetzter,
    - Zuständigkeit, Verfahren (einschließlich Beweislastregeln) und Fristen für Ermittlungen zur Feststellung des Sachverhalts,
    - Regeln zur Anhörung Beteiligter oder Betroffener, zur Wahrung der Vertraulichkeit und zum Ausschluß von Befangenheit,
    - Sanktionen in Abhängigkeit vom Schweregrad nachgewiesenen Fehlverhaltens,
    - Zuständigkeit für die Festlegung von Sanktionen.

  9. Für außeruniversitäre Forschungsinstitute, die nicht in einer Trägerorganisation zusammengeschlossen sind, kann sich insbesondere für das Verfahren zum Umgang mit Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens (Nr. 8) ein gemeinschaftliches Vorgehen empfehlen.

  10. Wissenschaftliche Fachgesellschaften sollen für ihren Wirkungsbereich Maßstäbe für gute wissenschaftliche Praxis erarbeiten, ihre Mitglieder darauf verpflichten und sie öffentlich bekanntgeben.

  11. Autorinnen und Autoren wissenschaftlicher Veröffentlichungen tragen die Verantwortung für deren Inhalt stets gemeinsam. Eine Ehrenautorschaft ist ausgeschlossen.

  12. Wissenschaftliche Zeitschriften sollen in ihren Autorenrichtlinien erkennen lassen, daß sie sich im Hinblick auf die Originalität eingereichter Beiträge und die Kriterien für die Autorschaft an der besten international üblichen Praxis orientieren. Gutachter eingereichter Manuskripte sollen auf Vertraulichkeit und auf Offenlegung von Befangenheit verpflichtet werden.

  13. Einrichtungen der Forschungsförderung sollen nach Maßgabe ihrer Rechtsform in ihren Antragsrichtlinien klare Maßstäbe für die Korrektheit der geforderten Angaben zu eigenen und fremden Vorarbeiten, zum Arbeitsprogramm, zu Kooperationen und zu allen anderen für das Vorhaben wesentlichen Tatsachen formulieren und auf die Folgen unkorrekter Angaben aufmerksam machen

  14. In den Richtlinien für die Verwendung bewilligter Mittel soll der/die für das Vorhaben Verantwortliche auf die Einhaltung guter wissenschaftlicher Praxis verpflichtet werden. Ist eine Hochschule oder ein Forschungsinstitut allein oder gleichberechtigt Empfänger der Mittel, so sollen dort Regeln guter wissenschaftlicher Praxis (Nr. 1) und für den Umgang mit Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens (Nr. 8) etabliert sein.

    An Einrichtungen, die sich nicht an die Empfehlungen 1 bis 8 halten, sollen keine Fördermittel vergeben werden.

  15. Förderorganisationen sollen ihre ehrenamtlichen Gutachter auf die Wahrung der Vertraulichkeit der ihnen überlassenen Antragsunterlagen und auf Offenlegung von Befangenheit verpflichten. Sie sollen die Beurteilungskriterien spezifizieren, deren Anwendung sie von ihren Gutachtern erwarten. Unreflektiert verwendete quantitative Indikatoren wissenschaftlicher Leistung (z.B. sogenannte impact-Faktoren) sollen nicht Grundlage von Förderungsentscheidungen werden.

  16. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft soll eine unabhängige Instanz - etwa in Gestalt eines Ombudsmanns oder auch eines Gremiums von wenigen Personen - berufen und mit den nötigen Arbeitsmitteln ausstatten, die allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Beratung und Unterstützung in Fragen guter wissenschaftlicher Praxis und ihrer Verletzung durch wissenschaftliche Unredlichkeit zur Verfügung steht und jährlich darüber öffentlich berichtet.

Außer dieser Zusammenfassung findet sich auf der Web-Site der DFG noch eine ausführliche Fassung. In dieser ausführlichen Fassung werden die Empfehlungen begründet; In zwei weiteren Kapiteln wird "Problemen im Wissenschaftssystem" nachgegangen und es werden "Ausländische Erfahrungen" diskutiert. Eine Literaturliste vervollständigt das ganze.

Leider ist es aufgrund des beschränkten Platzes in der kleinen Wissenschaftlerin und angesichts des Umfangs des ausführlichen Textes der "Empfehlungen...." (47 Seiten) nicht möglich, diesen hier zu veröffentlichen.

In der ausführlichen Fassung werden unserer Meinung nach alle Punkte, die im Hinblick auf die Qualität von Wissenschaft problematisch sind, aufgenommen. Darunter sind auch Punkte, um deren Einführung oder Durchsetzung man sich derzeit in der deutschen Hochschullandschaft verstärkt und zum Teil leider auch ziemlich unhinterfragt bemüht.

So der Versuch, das Publish-or-Perish-System und der daraus folgenden Flut an Veröffentlichungen auch klitzekleinster Einzelresultate durch die Einführung fragwürdiger Bewertungsverfahren, wie z.B. des Journal Impact Factors zu begegnen, statt diese Publikationsunkultur insgesamt in Frage zu stellen. In Empfehlung 6 der DFG-Kommission wird für die individuelle Leistungsbewertung ganz eindeutig eine Abkehr von quantitativen Maßstäben, dieser Praxis des Publikationenzählens und -bewertens mittels Impact-Faktoren, und die Rückkehr zu qualitativen Maßstäben gefordert. Beispielsweise könnte man sich einigen, bei Bewerbungen um Stellen oder um Fördermittel nur noch eine begrenzte Anzahl von Publikationen zuzulassen. Die jetzige Praxis der erzwungenen Vielpubliziererei hat den Keim des Betruges bereits in sich und birgt zumindest die Gefahr der Schludrigkeit. An diesem Punkt sei auch eine Kritik der ansonsten ausgezeichneten Empfehlungen der von der DFG berufenen Kommission erlaubt. Die Grauzone, die zwischen "wissenschaftlicher Unredlichkeit" und korrektem wissenschaftlichem Verhalten liegt ist unseres Erachtens nicht ausreichend angesprochen worden. Gerade der Publikationsdruck verführt zur Schludrigkeit. Ein Kontrollexperiment, das zur letzten Klärung doch noch unternommen werden sollte unterbleibt unter solchem Druck dann schon 4mal. Weiterhin wird auf die Problematik stark hierarchischer Organisationsstrukturen mit extrem spitzen Pyramiden, wie sie sich in fast allen Kliniken finden, eingegangen. Es werden Arbeitsgruppen von überschaubarer Größe gefordert denn "eine Leitungsfunktion wird leer, wenn sie nicht verantwortlich in Kenntnis aller dafür relevanten Umstände wahrgenommen werden kann". Außerdem werden in den Empfehlungen der Kommission die bekannten Probleme im Bereich klinischer Forschung angesprochen, die vielfach als Feierabendforschung nach langem Klinikalltag stattfindet oder auch die Qualität medizinischer Dissertationen, die oft bei weitem nicht den Standards genügen, die für naturwissenschaftliche oder auch geisteswissenschaftliche Publikationen gelten, weil die DoktorandInnen während ihres Studiums keine wissenschaftliche Ausbildung erhalten, die sie zu selbständiger wissenschaftlicher Arbeit befähigen würde. Zusammen mit strengen Hierarchien, in den klinischen Alltag voll eingebundene und unter Publikationsdruck stehenden Abteilungsleitern und auf dem Weg zur Habilitation befindlichen Oberärzten ergibt sich so eine unheilvolle Mischung in denen wissenschaftliche Selbstkontrolle leicht außer Kontrolle gerät.

Die wichtige Rolle von Begutachtung in diesem System der wissenschaftlichen Selbstkontrolle hätte einer kritischeren Bewertung bedurft. Obwohl wir möglicherweise trotz aller Kritikpunkte zu dem Schluß kommen dürften, daß dieses System des peer-review das Beste aller mangelhaften Systeme ist, so sind auch in diesem System Veränderungen denkbar, die vermutlich zu einer Verbesserung der Qualität der Gutachten führen würden. Die fast überall praktizierte Anonymität der Gutachter birgt mehr Gefahren als Vorzüge in sich. Diese anonymen Gutachten widersprechen eklatant den Grundprinzipen der Wissenschaft. Die eigentlich "schutzbedürftige" Person in allen Begutachtungsverfahren ist doch der Antragsteller/die Antragstellerin bzw. der Autor/die Autorin einer wissenschaftlichen Arbeit. Sie bzw. er begibt sich völlig ungeschützt mit neuen Ideen, Ergebnissen oder Verfahren in ein Begutachtungsverfahren, in dem Fachkollegen, die möglicherweise direkte Konkurrenten oder sogar erklärte Gegner sein können diese Ergebnisse bzw. Vorhaben bewerten. In dieser Situation gerade den Gutachtern den Schutz der Ano- nymität zuzusichern ist grotesk. Von Wissenschaftlern sollte erwartet werden können, daß sie mit ihrem Namen hinter ihrem Gutachten stehen. Alles andere ist erbärmlich! Sollten sich unter diesen Bedingungen keine Gutachter mehr finden lassen, dann wäre das zwar nicht das Ende der Wissenschaft wohl aber das Ende vom Mythos des peer-review als brauchbarem Instrument der Selbstkontrolle in der Wissenschaft.

Als Reaktion auf die Vorschläge der internationalen Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft" der DFG hat das 185. Plenum der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) am 6. Juli 1998 Empfehlungen "Zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten in den Hochschulen" (siehe Web-Site der (HRK): http://www.hrk.de/) verabschiedet.

Während es sich bei der ausführlichen Fassung der "Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" der DFG-Kommission um den ernsthaften Versuch handelt, Mißstände im Wissenschaftsbetrieb, die Ursachen für Unredlichkeit sein können, zu beschreiben, hat man den Eindruck, daß es sich bei den "Handreichungen" (sie werden wirklich als solche bezeichnet) der HRK eher um eine leidige Pflichtübung handelt. Da die Hochschulen alle Mitglieder der DFG sind und somit sich quasi selbst zum Handeln verpflichtet haben, als die Mitgliederversammlung der DFG sich die Empfehlungen der Kommission, mit kleinen Änderungen zu eigen gemacht hat, konnte man wohl nicht anders. Die einzelnen Hochschulen sollen, nach dem Willen der HRK diese "Handreichungen" möglichst bald, ggf. in modifizierter Form, übernehmen bzw. in Kraft setzen.

Bemerkenswert für den wissenschaftlichen Mittelbau ist, daß in der Einleitung zu diesen "Handreichungen" zwar festgestellt wird, daß die Leistungskraft der Hochschulen in der Forschung wesentlich von der intellektuellen Leistungskraft ihrer Nachwuchswissenschaftler abhängt. Diese Erkenntnis führt dann aber nicht etwa dazu, für diese "Leistungsträger" mehr Eigenständigkeit, Beteiligung an Entscheidungen und Unterstützung zu fordern. Ganz im Gegenteil, in den Vorschlägen, wie die von den Hochschulen einzurichtende ständige Kommission zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens besetzt werden soll, wird als erstes festgestellt, daß Hochschullehrer die Mehrheit haben müssen. Dazu wird ausgeführt: "die Kommission kann aus drei oder fünf erfahrenen Hochschullehrern der eigenen Hochschule oder aus drei Professoren und zwei externen Mitgliedern, von denen eines die Befähigung zum Richteramt oder Erfahrungen mit außergerichtlichen Schlichtungen hat, bestehen." Bereits in diesem einen Satz steckt unglaubliche Borniertheit und Professorenherrlichkeit; die zuvor gerühmten Nachwuchswissenschaftler werden bei der Besetzung dieser Kommission noch nicht einmal erwähnt. Zudem wird nur bei eventuell berufenen externen Mitgliedern der Kommission von einem dieser externen Mitglieder die Befähigung zum Richteramt bzw. Erfahrung mit außergerichtlicher Schlichtung verlangt. Wird dagegen die Kommission mit fünf internen Hochschullehrern besetzt, sind solche Qualifikationen angesichts der Omnipotenz von Hochschullehrern entweder nicht nötig oder qua Amt sowieso vorhanden.

Im ganzen läßt dieses Vorgehen vermuten, daß falls die deutschen Hochschulen überhaupt reformiert werden können, wohl kaum die Mehrheit ihrer Professoren und bestimmt nicht ihre universitären professoral dominierten Gremien die treibende Kraft sein werden.

Die DFG hat bereits 1992 Regelungen zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten in Kraft gesetzt. Mit ihren neuen "Empfehlungen" hat die DFG-Kommission Leadership im besten Sinne gezeigt. Sie hat nicht nur Standards für korrektes wissenschaftliches Verhalten formuliert sondern auch in aller Klarheit auf problematische Entwicklungen in der Wissenschaft hingewiesen und die Hochschulen und Forschungseinrichtungen verpflichtet, sich institutionell mit dem Problem wissenschaftlichen Fehlverhaltens auseinanderzusetzen und Vorkehrungen zu treffen. Spätestens damit sollte in Wissenschaft und Öffentlichkeit eine Diskussion über die gängige wissenschaftliche Praxis, über mögliche Ursachen von wissenschaftlichem Fehlverhalten und über Abhilfen in Gang kommen. Ob allerdings Unredlichkeit in der Wissenschaft sich tatsächlich auf sehr seltene Einzelfälle beschränkt, wie in der Vorbemerkung im Bericht der DFG-Kommission zu lesen ist, sei hier dahingestellt.

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Wir sind die Aktiv(i)st(Inn)en

Karin Gavin-Kramer, ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung und sitzt für uns seit 1992 in der LSK. Über ihren Schreibtisch oder besser: ihren PC gehen fast alle publikumsrelevanten Texte zum Studium an der FU. Durch die Redaktion des Studienhandbuchs und ihre Kommissionserfahrung hat Karin gute Kontakte zu allen FU-Fächern. Ihr vernetztes Wissen kommt nicht nur ihrer Beratungstätigkeit zugute, sondern fließt auch immer wieder in Veröffentlichungen und hochschulpolitische Diskussionen ein. Karin hat an der FU Publizistik, Amerikanistik und Politikwissenschaft mit dem M.A. abgeschlossen, aber auch Studienerfahrung in Klassischer Archäologie, Italienisch, Iranistik, Theaterwissenschaft und AVL gesammelt. Außer als Studienberaterin hat sie u.a. als Wissenschaftsjournalistin und im PR- Bereich gearbeitet und sich auch als Buchautorin und Übersetzerin betätigt. Sie möchte im AS u.a. auf eine bessere Verständigung zwischen den Statusgruppen und den verschiedenen Fachdisziplinen hinwirken. Mehr über Karin Gavin-Kramer ist nachzulesen unter www.fu-berlin.de/studber/jobpagegk.html.

Humphrey Bogart

Jürgen Link ist habilitierter Humanmediziner (Anaesthesiologe und Intensivmedizin) und forscht zu Fragen des Hirntodes und des Anaesthesierisikos. Als in der Bundesrepublik heftig über die Zuverlässigkeit - und Zulässigkeit - der Hirntoddiagnostik diskutiert wurde, wurde er vom Bundestagsausschuß für Gesundheit als Sachverständiger gehört.

Jürgen ist seit 1996 in der Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, außerdem des soeben in den einstweiligen Ruhestand getretenen Konzils und hat im Akademischen Senat vertreten. Als nicht parteigebundener Kandidat möchte Jürgen im Akademischen Senat die Interessen des Mittelbaus (u.a. ausreichend Zeit zur eigenen wissenschaftlichen Qualifizierung) vertreten, die Auswirkung der Erprobungsklausel auf die Tätigkeit des Mittelbaus und auf die Autonomie der FU analysieren und weiter in der FNK mitarbeiten. Er interessiert sich besonders für die Methoden, mit denen an der FU Forschung und Lehre evaluiert werden.

Lutz Mez, Jg. 1944, ist seit 1984 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut des neuen FB Politik und Sozialwissenschaften. Er ist zugleich Geschäftsführer der Forschungsstelle für Umweltpolitik, sein Arbeitsgebiet ist die Energie- und Umweltpolitik - speziell die Atompolitik - der Industrieländer. Er ist Mitglied der GEW, war jahrelang im Leitenden Ausschuß der Fachgruppe Hochschulen sowie im Vorstand der Diesterweg-Hochschule; und ist ansonsten parteilos. Im AS hat er unsere Liste seit 1989 - mal als Nachrücker mal als Vorrücker - vertreten.

Johanna Ridderbeekx, ist seit 1980 als Lektorin für Niederländisch an der FU tätig. Im Fachbereichsrat Germanistik der FU, als Vertreterin im AS und vor allem als mehrjähriges Mitglied des gerade gecancelten Konzils sammelte sie wichtige Erfahrungen. Johanna ist Mitglied der GEW und hat den Berliner Mittelbau immer mal wieder bei der Bundesvertretung Akademischer Mittelbau (BAM) repräsentiert, in dessen Berliner Ableger (LAM-B) wir auch eifrig mitarbeiten.

Folker Schmidt, war nach einer Einstiegszeit als WiMi von 1977 bis 1983 als Referent eines Vize-, dann des Präsidenten Lämmert im Präsidialamt tätig. Zurückgekehrt an seinen alten Arbeitsplatz im FB Erziehungswissenschaften, Psychologie und Sportwissenschaften forschte Folker dann zunächst u.a. in der "Berliner Schülerstudie" mit; ein zunehmender Teil seiner Arbeitszeit geht inzwischen für die Organisation von Tagungen, die Herausgabe entsprechender Berichte usw. drauf.

Folker war mehrere Jahre im Konzil und in den letzten sechs Jahren im Kuratorium und kandidiert jetzt als ernsthafter Nachrücker für den AS. Folker ist Mitglied der GEW und der SPD, mehrerer anderer Organisationen im Umfeld dieser Organisationen und betätigt sich auch sonst gesellschaftlich wertvoll. (Email: mailto:folschmi@zedat.fu-berlin.de)

Anette Simonis, ist Zahnärztin und seit fünf Jahren an der "Zahnklinik". Obwohl sie schon reichlich Berufsjahre an der Uni Tübingen hinter sich und sich dort im Personalrat des Klinikums betätigt hat, stehen die vier Berliner Jahre in Punkto Aufregung sicher nicht nach: In der kurzen Zeit ist die Zahnmedizin der FU zum Teil an die HU, zum anderen Teil eigentlich abgewickelt, dann aber zum Klinikum Benjamin Franklin gewandert worden.

Anette betätigt sich seit vier Jahren so hervorragend für uns im Akademischen Senat (und vertretend im Fachbereichsrat des FB Humanmedizin und in diversen Kommissionen), daß wir sie da unbedingt wiedersehen möchten. Jetzt liegt es an Ihnen!

Richard Stöss, Dr. phil., PD, geb. 1944, ist Mitglied des Fachbereichs Politische Wissenschaft (ab 1.1.1999: Politik und Sozialwissenschaften). Seine Arbeitsschwerpunkte sind die empirische Parteien- und Wahlforschung sowie der Rechtsextremismus. Seit vielen Jahren betreibt er Gremienarbeit, vor allem im Kuratorium, in der FNK und im Institutsrat; zur Zeit ist er FNK-Mitglied. Als ordentlicher Gewerkschafter ist er auch Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung; als Mitglied der SPD tritt er öffentlich nicht so in Erscheinung. Weil ihm nicht so viel Zeit bleibt, meint er im vier Jahre schlafenden Kuratorium eine ruhige Zeit verbringen zu können ... (E-Mail: rstoess@zedat.fu-berlin.de; Internet: http://www.polwiss.fu-berlin.de/osi/people/stoess/)

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Hier ist gerade noch Platz ...,

um zu erzählen, wie die FU zur neuen Teilgrundordnung kam:

Wir haben ja in der letzten Kleinen WissenschaftlerIn schon berichtet, daß der Präsident sich eine Kommission gegeben hat, die nach einem Jahr immer noch nicht in Gänze seiner Meinung war, wie die 60 §§ des Hochschulgesetzes ausgefüllt werden sollten. Deshalb hat er dann vor einem Jahr eine Vorlage in den AS eingebracht, die ihm alle Herrlichkeit auf Erden versprach. Das hat sich selbst der AS nicht bieten lassen wollen und deshalb, um nicht ein Jahr Beschäftigung mit dem sujet für die Katz sein zu lassen, über's Wochenende eine Vorlage gebastelt, die dem AS eine Reihe von Rechten zurückgab. Und das Kuratorium zum Frühstückssolchen degradierte, wegen der Autonomie der Uni.

Das Kuratorium hat sich das ganze dann angeguckt und gemeint, darüber nicht abstimmen zu können. Erst mal gab es eine Bedenkzeit von 14 Tagen. Die Bedenken sollte der AS sich dann nochmal reinziehen. Das hat er aber nicht gemacht, weil er die 20 Seiten erst einen Tag vor seiner letzten Sitzung im Semester gekriegt hat. Er hat nur beschlossen, daß alles Rechtsrelevante mit dem Senator geradezubiegen sei. Bei allem übrigen bliebe er bei seiner Meinung.

Zwei Tage später hat das Kuratorium in einer Feriensitzung mit vielen nichtsahnenden StellvertreterInnen getagt und vorgelegt bekommen, was der Senator dem Präsidenten politisch aufgedrückt hatte. Und weil die Fristen wegen der Fachbereichszusammenlegung und wegen der Neuwahlen und der neuen Wahlordnung so knapp waren, haben dann zwei Drittel des Kuratoriums dem Oktroy zugestimmt. Und so dann auch letztlich das Konzil. Jetzt haben wir hauptsächlich etwas, was der Senator wollte, ein wenig etwas, was der AS und ein bißchen der Präsident wollte und eigentlich nichts, was etwa gründlich in der FU-Landschaft diskutiert worden wäre. So ist das eben ...

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All animals are equal

"All animals are equal, but some are more equal" - oder: Soll die Lektüre von Texten über Strukturen totalitärer Gesellschaften zu praktischen Erkenntnissen über die Wirksamkeit eines ihrer Elemente in bürokratischen Organisationen führen?

Die Universität muß sparen, sagen Peter Lange, der Kanzler von Fircks, der amtierende Präsident Gaehtgens und die VizepräsidentInnen Frau Keitel-Kreith, Frau Schäfer-Korting und Väth. Aber wie schon George Orwell in seiner Erzählung "Animal Farm" formulierte, sind nicht alle gleich, "but some animals more equal." Guess who!?!

DER PRÄSIDENT
DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN
Zentrale Universitätsverwaltung
Kaiserswerther Str. 16-18, 14195 Berlin

schrieb deshalb in faktisch gleichlautenden - und hier fast vollständig zitierten - Briefen 1997 wie 1998 (Veränderungen gegenüber 1997 sind kursiv in Klammern gesetzt) unter dem

GeschZ.: II B 1 - 3090

am 3. Juni 1997 bzw. am 20. März 1998

An den
Forschungsverbund SED-Staat
z.H. von Herrn PD Dr. Schroeder
Ihnestraße 53
 
14195 B e r l i n

Betr..-    Haushaltswirtschaft 1997 (1998);

hier: Sachmittelausstattung des FU-Forschungsverbundes SED-Staat im Haushaltsjahr 1997

Anlage: - 1 -

Sehr geehrter Herr Dr. Schroeder,

das Kuratorium der Freien Universität Berlin hat den Universitätshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1997 (1998) am 10.03.1997 (08. Dezember 1997) gebilligt und festgestellt; die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur hat diesen Haushaltsplan - unter Vornahme einiger Korrekturen - mit einem Schreiben vom 07.05.1997 (17. Februar 1998 gemäß § 108 LHO) genehmigt.

Aufgrund dieser Genehmigung besteht nunmehr eine haushaltsrechtliche Basis für die Haushaltswirtschaft 1997 (1998) der Freien Universität Berlin. Die mit den FU-Rundschreiben H 1/97 vom 24.01.1997 (H 1/98 vom 06. Januar 1998) und H 3/97 vom 18.03.1997 getroffenen Regelungen zur Vorläufigen Haushaltswirtschaft 1997 (1998) werden hiermit aufgehoben.

Es bedarf wohl keiner näheren Erläuterung, daß die finanzielle Situation des Landes Berlin sehr ungünstig ist, so daß im FU-Haushalt 1997 (1998) bei weitem nicht alle Bedürfnisse berücksichtigt werden konnten und gegenüber den Vorjahren erhebliche Mittelreduzierungen vorgenommen werden mußten.

Wir können Ihnen jedoch mitteilen, daß der Forschungsverbund SED-Staat - im Gegensatz zu den Fachbereichen und sonstigen Einrichtungen der Freien Universität Berlin - nicht an den allgemeinen Sachmittelkürzungen im Haushaltsjahr 1997 (1998) teilnimmt. Diese Vermeidung einer Mittelreduzierung stellt eine besondere Anerkennung Ihrer bisherigen Arbeit dar.

Somit können Sie davon ausgehen, daß dem Forschungsverbund auch 1997 (1998) folgende Mittel zur Verfügung stehen:

Titel 01/511 01 Unterkonto 6002 00 13.000,00 DM
011511 01 Unterkonto 6002 00 7.500,00 DM
01/522 52 Unterkonto 6002 00 1.500,00 DM
01/523 01 Unterkonto 6002 00 5.000,00 DM
01/524 01 Unterkonto 6002 00 12.000,00 DM
01/531 01 Unterkonto 6002 00 10.000,00 DM
49.000,00 DM

Darüber hinaus sind im Hinblick auf die entsprechende besondere Bewilligung des Landes für den Forschungsverbund SED-Staat beim Titel 01/425 11/9281 28 Mittel in Höhe von

200.000 DM

für die Vergütung nichtplanmäßiger Angestellter vorgesehen.

[.....................................]

Mit freundlichen Grüßen

[.......................................]
In Vertretung

Wolf-D. von Fircks, - Kanzler -

Diese Schreiben sowie eine Notiz im Protokoll einer EPK-Sitzung haben einen Vertreter unserer Liste veranlaßt, als Mitglied des AS der FU Berlin in der 534. Sitzung des AS am 21. Oktober 1998 eine Anfrage an den Präsidenten der FU zu stellen, in der dieser u.a. folgendes gefragt wurde:

Sehr geehrter Herr amtierender Präsident,

ich habe dem genehmigten Protokoll der 142. Sitzung der EPK vom 23.06.1998 entnommen, daß dort in einem Besprechungspunkt über die Einrichtung eines Interdisziplinären Zentrums "Forschungsverbund SED-Staat" als Arbeitsstelle des zukünftigen Instituts für Politische Wissenschaft am neuen Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften gesprochen worden ist.
Ich frage in diesem Zusammenhang:

Welche rechtlichen Grundlagen machen einen Verbleib der "Personal- und Finanzhoheit" (zit. nach Protokoll der 142. EPK-Sitzung v. 23.06.98, S. 2) bei einer Einrichtung eines Fachbereichs möglich?

In einem Schreiben II B 1 - 3090 v. 03.06.97 sowie in einem weiteren Schreiben II B 1 - 3090 v. 20.03.98 mit dem Betreff: Haushaltswirtschaft wurde dem "Forschungsverbund SED-Staat" mitgeteilt, " daß der Forschungsverbund SED-Staat - im Gegensatz zu den Fachbereichen und den sonstigen Einrichtungen der Freien Universität Berlin - nicht an den allgemeinen Kürzungen im Haushaltsjahr 1997 (resp. 1998, G.N.) teilnimmt. Diese Vermeidung einer Mittelreduzierung stellt eine besondere Anerkennung Ihrer bisherigen Arbeit dar". Es wurden Sachmittel in Höhe von jeweils insgesamt 49.000 DM zur Verfügung gestellt, darunter Mittel für die Lehre, obwohl der "Forschungsverbund SED-Staat" keine universitären Lehrveranstaltungen anbietet.

Ich frage:

Auf welche inner- oder außeruniveritäre gutachterliche Stellungnahme(n) stützen sich der Kanzler resp. der Präsident bei dieser Entscheidung? Kann der Kriterienkatalog universitätsöffentlich gemacht werden, so daß ggf. Forschungs- oder Arbeitsgruppen bzw. -stellen im Bereich der FU eine gleiche Anerkennung und damit eine Ausnahme von den allgemeinen Mittelkürzungen für sich erreichen können?

Sind in den Jahren 1996, 1997 und 1998 zusätzliche Druckkosten- oder verlorene Verlagszuschüsse an den "Forschungsverbund SED-Staat" gezahlt worden und wie hoch sind die tatsächlichen Kosten für die "Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat" bisher gewesen?

In welcher Höhe und ggf. durch welche Maßnahmen hat der Präsident außeruniversitäre Aktionen des "Forschungsverbundes SED-Staat" wie beispielsweise die Durchführung von Veranstaltungen im Rahmen einer Kampagne zur Schulung von Lehrern in verschiedenen ostdeutschen Ländern unterstützt?

Inzwischen ist einige Zeit vergangen, aber keine Antwort gegeben worden. Das sind wir inzwischen gewohnt, daß nicht alle Themen (und AS-Mitglieder) im Präsidialamt gleich (siehe oben) behandelt werden. Aber vielleicht sehen wir das im vorliegenden Fall falsch, denn das Zögern kann auch seine Ursache darin haben, daß der Forschungsverbund und sein politischer Agent, die Dahlemer AUM-Liste, noch nicht gesagt haben, welche Kandidatin/welchen Kandidaten sie bei der nächsten Präsidentenwahl unterstützen werden? Haben beide gegenwärtig agierende Kandidaten, Frau Schwan wie Herr Gaehtgens, etwa andere Vorlieben als ihr Vorgänger? Die Wählerinnen und Wähler des Mittelbaus der FU können durch eine eindeutige Wahlentscheidung bei den anstehenden Wahlen zum Akademischen Senat einen Beitrag dazu leisten, daß in Zeiten angeblich oder tatsächlich knapper Mittel Vorteilsstrukturen, die als angeblich "hochschullehrerfreie Forschung des Mittelbaus" verteidigt werden, aber faktische Klientelismus darstellen, den allgemeinen Strukturen angeglichen werden.

P.S.: Mitglieder der AUM-Liste kandidieren bei den Fachbereichswahlen unter "Piraten ohne Fallschirm". Wir weisen die Behauptung zurück, Vertreter unserer Fraktion hätten davon gesprochen, daß sie sich besser "Parasiten ohne Fallschirm, weil schon am Boden" hätten nennen sollen.

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Iltis, Lans und Taku

Es gibt aus dem Senat aber auch Erfreuliches zu berichten:

Auf Antrag der beiden VertreterInnen der Liste GEW-Mittelbauinitiative-ötv hat der Akademische Senat in seiner Sitzung am 2. Dezember 1998 beschlossen, daß der Weg im Obstbaugelände der FU, der zwischen der Fabeckstraße und der Habelschwerdter Allee auf FU-Gelände verläuft, den Namen "Rudi-Dutschke-Weg" erhalten soll. Das ist bisher der einzige Erfolg einer Initiative, historisch belastete Straßennamen im Bereich Dahlem der FU umzubenennen. (Der Kommandant Lans des Kriegsschiffes Iltis hatte den chinesischen Hafen Taku während des sog. Boxeraufstandes im Jahre 1900/01 beschießen lassen.) Diese Straßen umzubenennen, scheitert derzeit an einer Verordnung des CDU-Senators Klemann. Stattdessen meint die CDU in Zehlendorf den Kiebitzweg nach Otto-von-Simson, einem knallrechten FU-Kunsthistoriker bennenen zu sollen.

Wer das auch empörend findet, darf sich die folgende Seite kopieren, unterschreiben und an den Petitionsausschuß des Abgeordnetenhauses schicken (oder uns geben).

[Formular fehlt noch]

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Promotionsförderung an der FU

Neben den klassischen Stipendienmodellen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (DFG-Graduiertenkollegs, NaföG, Promotionsstipendien der Stiftungen, wie FES, KAS, FNS, HBS, etc.) hat sich die FU besondere Instrumente geschaffen: Projektförderung durch die FNK (FGS, FPS), Berlin-Forschung und KFN. Trotz des breiten Spektrums von Fördermöglichkeiten fallen die Resultate immer noch sehr unbefriedigend aus. Im überregionalen Vergleich schneidet die FU nicht sonderlich gut ab. Vor allem ist - insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften - die Promotionsdauer noch zu lang und das Durchschnittsalter der Promovierten recht hoch.

Graduate

Daher hat der Akademische Senat Anfang 1997 ein Konzept zur Einrichtung von Promotionskollegs an der FU beschlossen. Sie sind als hochschulinterne Ergänzung zu den DFG-Graduiertenkollegs gedacht. Mindestens vier HochschschullehrerInnen (mit insgesamt mindestens 10 DoktorandInnen) können bei der FNK einen entsprechenden Antrag stellen, der einer auswärtigen Begutachtung unterzogen wird. Leider mochte sich der AS nicht dazu durchringen, entsprechend einem FNK-Vorschlag über Sachmittel hinaus (maximal DM 30.000 pro Jahr) auch Stipendien zu gewähren. Dies mag die Ursache dafür sein, daß dieses Instrument bislang kaum genutzt wird.

In Vorbereitung ist ein weiteres Konzept, das die Einrichtung von Interdisziplinären Zentren vorsieht. Damit sind projektorientierte Forschungsverbünde mit Nachwuchsförderung gemeint, die eigene Promotionsprogramme entwickeln und durchführen. Sie dienen der Vernetzung von Forschung über die Fächergrenzen hinaus. Derartige Zentren können - so der gegenwärtige Diskussionsstand - von maximal 10 HochschullehrerInnen aus wenigstens 3 Fächern beantragt werden. Die FU stellt Sachmittel, Personalmittel (Stipendien, Werkvertragsmittel) und Räume zur Verfügung. Es wird erwartet, daß in dem Umfang Drittmittel eingeworben werden, wie sich die FU finanziell beteiligt. Ein entsprechender Beschlußentwurf des Präsidenten für den AS liegt bereits vor. Mit einer Beschlußfassung ist Anfang 1999 zu rechnen.

Auskunft über Promotionskollegs und Interdisziplinäre Zentren erteilen die FNK (Frau von Alten, 838-73172) oder die Abteilung VI ("Forschungsförderung und Forschungsvermittlung") der Zentralen Universitätsverwaltung.

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Ein Mission Statement für die Lehre an der FU

Seitdem das Internet als Informationsmedium immer populärer wird, gehört es zum guten Ton, das Profil einer Organisation in Form eines Mission Statements vorzustellen. Dieses sollte neben einer Zielvereinbarung, auch eine Beschreibung der geplanten Maßnahmen zum Erreichen der gesetzten Ziele sowie zur Zielüberwachung enthalten. In der Website der FU gibt es unter Allgemeine Informationen eine entsprechende Rubrik mit dem Titel "Die Freie Universität stellt sich vor". Neben der ausführlichen Beschreibung des fachlichen Profils der FU, erscheint die Selbstdarstellung im Bereich der Lehre als eher knapp ausgefallen. Aber auch hier kann die FU durch eine Selbstfindung Profil zeigen. Hierzu einige Vorschläge:

Können wir in diesem Entwurf die Lehre an unserer Universität in ihrem jetzigen Zustand erkennen? Sind Änderungen nötig? - Die Diskussion ist eröffnet ...

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Denk mal! [Abb. fehlt noch]
 

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Impressum:

Mitteilungen der GremienvertreterInnen der Gruppe
"GEW-Mittelbauinitiative-ötv"
im Akademischen Senat, im Kuratorium und im Konzil der FU

Wolfgang Clemens, Am Fischtal 22, 14169 Berlin; App. (97)-101 (Konzil)
Gero Neugebauer, Ilsensteinweg 71, 14129 Berlin; App. (91)-2024 (AS)
Folker Schmidt, Hoeppnerstr. 22b, 12101 Berlin; App. (91)-5227 (Kuratorium)
Anette Simonis, Spessartstr. 11, 14197 Berlin; App. (94)-6-278 (AS)


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Ursprüngliche Quelle: http://o2-1.geoinf.fu-berlin.de/~rene/ini/newsletter/24/text.html